Wir gehen im Rahmen unserer Geschäftstätigkeit bewusst eine Vielzahl von Risiken ein und steuern diese, um die damit verbundenen Chancen wahrzunehmen. Elementar für die Übernahme von Risiken sind die Vorgaben und Entscheidungen des Vorstands zum Risikoappetit des Unternehmens. Diese basieren auf den Berechnungen der Risikotragfähigkeit. Unserem Risikomanagement kommt dabei eine entscheidende Rolle zu. So werden darin eindeutig Rollen und Aufgaben sowie Berichtswege klar verteilt und entsprechend in Richtlinien dokumentiert. Dies ermöglicht konzernweit ein gemeinsames Verständnis für eine ganzheitliche Überwachung und Steuerung aller wesentlichen Risiken, damit diese für das Rückversicherungsportefeuille kalkulierbar bleiben, und damit auch außergewöhnliche Großschäden das Konzernergebnis nicht über Gebühr beeinträchtigen.
Sozial- und Umweltrisiken werden in diesem Zuge stets mitbetrachtet. Aktuell sind unsere größten Risiken die Kredit- und Spreadrisiken innerhalb der (Kapital-) Marktrisiken, die Reserve- und die Katastrophenrisiken innerhalb der versicherungstechnischen Risiken in der Schaden-Rückversicherung sowie die Sterblichkeitsrisiken innerhalb der versicherungstechnischen Risiken der Personen-Rückversicherung. Die Sterblichkeitsrisiken wirken sich dabei unterschiedlich auf unser Personen-Rückversicherungsgeschäft aus. Während Rentenportefeuilles grundsätzlich negativ von Sterblichkeitsverbesserungen betroffen sind, wirken sich diese umgekehrt positiv auf die Lebensversicherungsportefeuilles aus. Im Rahmen der Sonstigen Risiken betrachten wir insbesondere zukünftige Risiken (Emerging Risks). Diese sind dadurch gekennzeichnet, dass sich ihr Risikogehalt nicht verlässlich beurteilen lässt. Für diese Risiken sind Risikofrüherkennung und Risikobeurteilung entscheidend. Deshalb setzen wir dafür eine eigene, bereichs- und spartenübergreifende und mit Spezialisten besetzte Arbeitsgruppe ein, deren Anbindung an das Risikomanagement sichergestellt ist. Die Mitglieder dieser Arbeitsgruppe „Emerging Risks und Scientific Affairs“ analysieren beispielsweise mögliche Risiken, die ein Klimawandel mit sich bringt. So hätte eine Erderwärmung nicht nur Einfluss auf Naturgefahren, sondern auch auf die menschliche Gesundheit, die Weltwirtschaft, den Agrarsektor und vieles mehr. Weitere zukünftige Risiken sind beispielsweise Technologierisiken, Rohstoffknappheit und Lieferkettenrisiken. Zu diesen und weiteren Themen formuliert die Arbeitsgruppe interne Positionspapiere und gibt Empfehlungen zu deren rückversicherungstechnischer Handhabung. Innerhalb der Arbeitsgruppe beobachtet das Trend-Radar kontinuierlich Langfrist- und Megatrends und beschäftigt sich mit der Frage, ob sich aus neuen Trends, wie z. B. Sharing Economy, auch Emerging Risks ableiten lassen. Darüber hinaus pflegen wir den Dialog mit verschiedenen weltweit tätigen Risikomanagern. Der Austausch erfolgt unter anderem mit Universitäten, anderen Rückversicherern, Kunden, politischen Akteuren sowie Industrievereinigungen, wie z. B. der Geneva Association, der OASIS Initiative und dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV). So hat etwa unser Vorstandsvorsitzender bei einem Branchentreffen der Geneva Association 2015 eine Expertendiskussion zu Herausforderungen durch Pandemien geleitet. Wir beteiligen uns zudem regelmäßig an einer Arbeitsgruppe der Geneva Association zum Thema „Extreme Events and Climate Risks“. Im Rahmen des CRO-Forums (Chief Risk Officer-Forum) bringen wir uns in die Entwicklung und Verbreitung von Best Practice im Risikomanagement ein. Auch Diskussionspapiere zu aktuellen Risikothemen unterstützen uns im Prozess der Risikobewertung und leisten einen Beitrag zur öffentlichen Diskussion. In unserer Nachhaltigkeitsstrategie 2015 – 2017 setzten wir uns den weiteren Ausbau des Dialogs zu Emerging Risks als Ziel.
Im Lebensbereich gibt es sogenannte Expertennetzwerke zu unterschiedlichen Themen, wie beispielsweise Financial Solutions und Medical Underwriting. Innerhalb dieser werden Gruppen zu bestimmten aktuellen Themen gebildet, in denen ein weltweiter Informationsaustausch stattfindet. Die Netzwerke setzen sich aus Mitarbeitern unserer Tochtergesellschaften, Niederlassungen und unseres Standortes Hannover zusammen. Meetings finden regelmäßig sowohl in Form von Telefonkonferenzen oder auch persönlichen Meetings statt.
Auch unsere Kunden profitieren von unserer Risikoexpertise. Zum Beispiel bieten wir Erstversicherern über unsere Tochtergesellschaft E+S Rück verschiedene Dienstleistungen und Anwendungen zur Risikobeurteilung an.